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Michael Sans

Es ist nun zwanzig Jahre her, das Sans Kalifornien verlassen hat. Damals studierte er am Art Center College of Design Product Design und lebte für insgesamt 4 Jahre in Los Angeles. Highland Park, North Figueroa, Ecke Ave 58. Damals alles andere als eine gute Gegend, jede Nacht Polizei-Hubschrauber mit Suchscheinwerfern über dem Viertel, eine Hochburg der Hispanic-Gangs. Heute kaum wiederzuerkennen, hat sich die Gegend doch zu einer der hippen Gegenden in Los Angeles' Nord-Osten entwickelt, in der Coffee-houses, Bars, Barber-Shops (natürlich auch hier immer noch Hipster-Bärte) hoffentlich gute Nachbarn sind. Wenn früher fast alle Studenten in Pasadena lebten, findet ein Großteil heute in Highland Park sein Zuhause. „Ich war damals fast der Einzige unter den Studenten, der hier gelebt hat“, so Sans. „Jetzt erinnert der Stadtteil ein wenig an Berlin, nicht nur optisch, sondern auch insofern, als dass man erstaunt ist, wie schnell sich ganze Gegenden komplett verändern und ihre Identität wechseln“.

Aber in Wirklichkeit interessieren Sans nicht die Gemeinsamkeiten der beiden Städte, sondern natürlich die Unterschiede. Hier und da ein Standbein zu haben, in Los Angeles und in Berlin zu unterrichten und zu arbeiten ist inspirierend. Wegen der Unterschiede.

Geboren und aufgewachsen im beschaulichen Boppard am Rhein hat Sans später an vielen Orten gelebt. Florenz, der Genfer See in der französischen Schweiz (das Art Center hatte hier über viele Jahre einen Tochter-Campus, an dem der Designer 1994 sein Studium begonnen hat), New York, London, verschiedene Städte in Deutschland - alles Stationen seines beruflichen Werdegangs. Und jetzt eben Berlin und Los Angeles. „Nirgendwo habe ich mich von der ersten Minute an so wohlgefühlt, wie in Los Angeles. Ich werde nie vergessen, wie (im wahrsten Sinne) ‚groß und frei‘ es sich anfühlte, noch am Tag meiner Ankunft in Santa Monica im Sand zu liegen. Oder nur wenig später den eigenen - für die europäischen Studenten obligatorischen - V8 (immer kaputt) zu fahren und abends im ‚The Derby’ zu tanzen oder im ‚Dresden‘ für mehrere Stunden Marty und Elaine (immer noch da - nicht alles ändert sich also) auszuhalten. Und dabei unzählige Gin-Tonics zu trinken.“

So müssen sich im umgekehrten Fall auch die amerikanischen Studenten fühlen, die ein Trimester in Berlin verbringen, um an meist interdisziplinären Projekten am Art Center Berlin zu arbeiten. Mauerpark, Currywurst und Berghain. Alles wahnsinnig aufregend für die ersten 2 Wochen. Dann entdeckt man so langsam, das Berlin viel mehr zu bieten hat.

„Für mich ist es immer schön zu sehen, wie die Studenten dann doch so langsam Teil ihres temporären Zuhauses werden. Und noch schöner ist es zu sehen, wie sie auch nach Ihrer Abreise den Kontakt halten und nicht selten auch zurückkommen, um in Berlin zu arbeiten oder zumindest ein Praktikum zu absolvieren“. Jesse Portillo (der auch die Fotos für den Artikel geschossen hat), ist so einer: Eigentlich ein Foto-Major und schon zweimal an einem Berlin-Programm des Colleges teilgenommen, hat er sein Engagement in Richtung Art Direktion ausgeweitet und versucht nun international Fuß zu fassen. Ein möglicher nächster Standort für den Kalifornier: Berlin.

Sans ist gerade wieder für 4 Monate in Los Angeles. „Ich genieße die Zeit sehr. Wir müssen nicht über das Wetter reden. Den Winter in Berlin brauchen nur Wenige, ich gehöre nicht dazu“. Aber das ist natürlich nicht der einzige Grund in Kalifornien zu sein. „Auch wenn ich neben meiner Lehrtätigkeit momentan fast nur an Projekten für deutsche Kunden arbeite, tut es gut, Los Angeles zu fühlen. Eine andere Energie, ein anderes Tempo, ein anderes Licht, anderer visueller Input. Freundlicher. Fast habe ich sogar den Eindruck: weniger aggressiv. Scheinbar kann ich also als Rheinländer immer mal wieder ganz gut ein paar Wochen auch ohne die Preussen auskommen!".

editor: Melanie Brand
SANS N°007. Belt. Hand-stitched. credit: Michael Sans
SANS N°033. ‚The C**‘t List’. Scarf in silk and wool. 140 x 140 cm, edition of 250. credit: Frank Peters
SANS N°056. Furniture in steel, private commission. credit: Michael Sans
Interior- and custom-furniture design, art direction for Michelin-Star-Restaurant ’Nobelhart&Schmutzig’ in Berlin. credit: Michael Sans
SANS N°051: ‚Mops, einstmals freiatmend‘. Sculpture in bronze, life-size, edition of 12. credit: Michael Sans

Michael Sans lebt und arbeitet in Berlin. Er ist gelernter Tischler und hat am renommierten Art Center College of Design in Pasadena, USA Industrial Design studiert. Nach mehren Jahren als Automotive Designer bei der Volkswagen AG zog es ihn zurück an die Hochschule und er absolvierte einen Masterstudiengang am Royal-College of Art In London.

In 2003 eröffnete er sein eigenes Studio in Berlin und arbeitet seitdem erfolgreich für fast ausschließlich große Kunden aus den Bereichen Automotive, Fashion und Furniture. Seit jüngster Zeit arbeitet er vermehrt an Interior-Projekten, so hat er zum Beispiel das Michelin-Star-Restaurant 'Nobelhart & Schmutzig' in Kreuzberg entworfen.

2008 hat er sein eigenes Label - SANS - gegründet. Er gestaltet und vertreibt exklusive, meist von Hand hergestellte Accessoires.

Sans unterrichtet an beiden Standorten (Berlin und Pasadena) des berühmten Art Center College of Design.

www.michaelsans.com
www.artcenter.edu
@michaelsansproductdesign 

photo credit: Jesse Portillo 
www.jesseportillo.com

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