Perspectives

GRAFT Architects

Was sind die stärksten Verbindungen zwischen Berlin und Los Angeles und worin unterscheiden sie sich? Mit uns sprachen die drei über unser Lieblingsthema.

Die Gründer von Graft Lars Krückeberg, Wolfram Putz und Thomas Willemeit haben es gut. Sie müssen nicht mehr alle möglichen Städte vergleichen, um herauszufinden, wo sie lieber wohnen und arbeiten würden. Die drei Architekten aus Berlin hängen ohnehin auf der ganzen Welt ab und im kommenden Jahr kuratieren sie auch noch mit Marianne Birthler den deutschen Pavilion der Architektur Biennale. Trotzdem, zu Los Angeles haben die Berliner ein besonderes Verhältnis. Hier fand 1998 die Gründung von Graft statt und gemeinsam schaute man sich täglich die Bauten einer Stadt an, die damals noch als Hollywood-Einöde und für die meisten Europäer als hässlich galt. 2001 kümmerte man sich dann um Berlin, später um Bejing. Und klar, seitdem die drei von Graft für Brad Pitt arbeiteten, nahmen irgendwann auch Menschen außerhalb der Architekturwelt Notiz von den drei Gründern. Doch jetzt gelten Graft längst als ihre eigenen Celebrities im neuen Sinn:  sie stehen fest für neue Ideen in Design, Architektur, Städteplanung und Musik, und vor allem für den “pursuit of happiness”.

Mit uns sprachen die drei über unser Lieblingsthema. Los Angeles versus Berlin oder Berlin versus Los Angeles...

 

Was sind die stärksten Verbindungen zwischen Berlin und Los Angeles und worin unterscheiden sie sich?

Thomas Willemeit

Berlin und LA haben eine Sache gemeinsam: Das ist, dass sie einen nicht mit offenen Armen empfangen, dass es keine Städte sind, in denen man das Gefühl hat sich anpassen zu müssen. Es sind beides Städte, die sehr stark kommunizieren, dass man eine Spur hinterlassen kann, dass sie dafür offen genug sind, dass man dort irgendetwas anfängt an das man wirklich glaubt. Und das kommunizieren diese Städte, das macht ihre Anziehungskraft aus. 

Wolfram Putz

Wenn man in Berlin diese Subkultur, den Berlin-Style, den wir international kennen, erlebt, dann ist es in LA eigentlich so, dass es hier sogar ein Teil der offiziellen Kultur geworden ist. Es ist eine Leichtigkeit da, es ist eine Vitalität, es ist eine offizielle Neugierde für Aufbruch da, die man in dem offiziellen Berlin schon manchmal ein bisschen suchen muss. Dafür schaut der Angeleno nach Berlin und sagt “Hey, diese Potenziale, der Preis, diese leeren Flächen - das ist schon fantastisch”.

Lars Krückeberg

Was Berlin vielleicht von LA lernen könnte, ist ein bisschen mehr Gelassenheit mit dem Umgang von Ästhetik, von Dinge zulassen, Koexistenzen, die sich gegenseitig befruchten können. All das was Berlin ja eigentlich hat, aber nicht offiziell. Nur auf einer urbanen Area, nämlich mit Menschen. Offiziell - nämlich mit Gebäuden - könnte das noch ehrgeiziger, ambitionierter werden, aber auch gelassener werden, Vielfältigkeit zuzulassen. Was LA von Berlin lernen kann und deswegen sind Angelenos wenn sie nach Berlin kommen fragen sie eher “Wo ist denn die große Architektur?” aber was sie sofort kapieren, ist das was auch Wolfram sagt, das Zusammenleben und zwar urban. Es gibt gar nicht so viele Orte - wir sind jetzt hier in Downtown, das hat sich total geil entwickelt, ist eine walkable area,  aber das heißt für Los Angeles schon viel. In Los Angeles ist man eigentlich immer drinnen, entweder im Office oder zuhause oder im Auto. Und dass es in Berlin so urban ist und jeder mitmachen kann, man muss eigentlich noch nicht mal Deutsch können, das ist etwas das Angelenos sofort kapieren, diese enorme Ballung an Urbanität. Das haben die hier nicht so. 

Wolfram Putz

Was auch begeistert ist, dass es hier so einen Wettbewerb der Euphorie gibt. Es geht einem ja fast schon ein bisschen auf den Keks wie gut gelaunt die meisten Leute sind, oder immerhin glauben zu sein. Aber wenn du dann in Berlin ins Taxi steigst in Tegel und hörst “Naaa, wo willst'n hin?” dann denkst du “ Komm, mach mal ein bisschen mehr Sonnenschein in dein Radio rein!” Das ist schon toll, dass es eher einen Wettbewerb des Optimismus gibt.

Das Architekturbüro GRAFT wurde 1998 durch Lars Krückeberg, Wolfram Putz und Thomas Willemeit in Los Angeles, Kalifornien als Label für Architektur, Städtebau, Design, Musik und „the pursuit of happiness“ gegründet. 

GRAFT verweigern uns den traditionellen, virtuellen  und wirklichen Grenzen in der Arbeitswelt und sind so in der Lage mehr Möglichkeiten und eine sich ständig ausdehnende Palette an Lösungen in unserer Arbeit anzubieten. Unerwartetes, überraschende Missverständnisse, globaler Transfer räumlicher Qualitäten und die Produktion robuster Bastarde – eine  Architektur entstanden aus ihren Umständen, die nur durch das GRAFTEN verschiedener Realitäten möglich war.

Lars Krückeberg

M.Arch., Dipl.-Ing., Architekt, BDA, Gründungspartner von GRAFT, geboren am 17. März 1967 in Hannover, wohnt in Berlin. Lars Krückeberg hat Architektur an der Technischen Universität Braunschweig studiert. Er machte seinen Abschluss Dipl.-Ing. Arch. in Braunschweigund erhielt seinen Masterdegree in Architektur am Southern Californian Institute of Architecture SCI Arc., Los Angeles, USA.

Wolfram Putz

M.Arch., Dipl.-Ing., Architekt, BDA, Gründungspartner von GRAFT, geboren am 16. Juni 1968 in Kiel, wohnt in Berlin. Wolfram Putz studierte Architektur an der Technischen Universität Braunschweig und schloss als Dipl.-Ing. Arch. ab. Er machte seinen Master an der University of Utah, Salt Lake City und an dem Southern Californian Institute of Architecture, USA.

Thomas Willemeit

Dipl.-Ing. Architekt, BDA, Gründungspartner von GRAFT, geboren am 3. März 1968 in Braunschweig, wohnt in Berlin. Thomas Willemeit studierte Architektur an der Technischen Universität Braunschweig und schloss 1997 als Dipl.-Ing. Arch. ab. Er nahm außerdem an der Meisterklasse Architektur und Städtebau am Bauhaus Dessau teil. Neben seiner Tätigkeit als Architekt gewann er zahlreiche nationale Preise als Violinist.

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