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Michael Kutsche DE

Vom selbsterlernten Künstler zum Hollywood Ruhm - wie mich Tim Burton entdeckt hat.

Du bist ein erfolgreicher Illustrator in Deutschland und wurdest für den Tim Burton Film Alice im Wunderland gecastet. Wie kam es dazu?

Ich wurde von einer VFX Producerin von Sony Imageworks entdeckt, die im Internet über meine Arbeiten gestolpert ist. Sie sagte mir, dass sie an diesem geheimen Filmprojekt arbeitet und der Direktor, dessen Namen sie mir zuerst nicht verraten wollte, nach Künstlern mit meinem Stil sucht. Ich war Teil einer Künstlerauswahl, die über die ganze Welt verteilt waren. Wir haben eine Aufgabe gestellt bekommen, die wir innerhalb eines Tages lösen mussten. Glücklicherweise hat meine Interpretation der Raupe, die ein bisschen wie Jabba the Hut aussah, die Aufmerksamkeit des Direktors auf sich gezogen und ich hatte en Job. Kurz darauf wurde mir der Name des Direktors und der Titel des Filmes verraten und natürlich war ich sofort super begeistert. Ich war schon immer ein großer Burton und Alice im Wunderland Fan. Zu Beginn habe ich von meinem Berliner Office aus an dem Projekt gearbeitet, später wurde ich nach London und LA geholt, um enger mit Tim zusammen zu arbeiten. Dort konnte ich die Dreharbeiten aus erster Hand mitverfolgen.Die Erfahrung war überwältigend!

Wie sieht der Prozess aus, wenn du einen neuen Charakter designst? Was inspiriert dich?

Dadurch, dass wir von so vielen zeitgenössischen Fantasy Bildern aus Film, Fernsehen und Internet umgeben sind, tappt man leicht in die Falle unterbewusst wiederzugeben, was man bereits irgendwo gesehen hat. Ich versuche mein Bestes um mich davon zu entfernen indem ich in die Kunstgeschichte eintauche. Als ich an Alice gearbeitet habe, habe ich Inspiration in der flämischen Renaissance und in mittelalterlichen Gemälden gefunden, die Dämonen und andere fantastische Wesen dargestellt haben. Außerdem habe ich mich von den original Alice im Wunderland Illustrationen von John Tennis und Arthur Rackham inspirieren lassen. Abgesehen davon wird die schönste und endloseste Inspiration für mich immer die Natur sein.Wenn ich ein neues Filmprojekt beginne, kriege ich oft einfach eine Kopie des Skripts und vielleicht ein paar Notizen von dem Direktor. In den meisten Fällen möchte der Direkte ein ganz frischen Blick auf das Design haben, also gibt er nicht viele Vorgaben. Aber in gewisser Weise setzt das Script/ die Story selbst natürlich einige Grenzen.In dem Fall verwende ich eine gewisse Zeit für die Recherche von Referenzbildern und fange dann schnell an ein paar Sketchen auf Papier zu zeichnen. Wenn ich mich auf einen Sketch festgelegt habe, fange ich mit dem Färbprozess an, welcher die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Die Ergebnisse werden dann an den Direktor geschickt hat.

Du und deine Familie seid nach LA gezogen als du angefangen hast dort an Filmen zu arbeiten. Einige Jahre später seid ihr nach Berlin zurückgekehrt und in ein paar Monaten zieht ihr nun wieder nach Los Angeles zurück. Warum habt ihr euch entschlossen Berlin wieder zu verlassen? Was ist deine persönliche Perspektive auf beide Städte?

Die Entscheidung, nach Berlin zurückzukehren, trafen wir, weil wir damals unser erstes Kind bekommen haben. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass LA der richtige Ort ist, Kinder großzuziehen und wir wollten auch unseren Eltern die Gelegenheit geben mehr Zeit mit unserer Tochter zu verbringen. Jetzt, nach 5 Jahren in Berlin und mit unserem zweiten Kind, sind wir als Eltern entspannter geworden.Zum Glück sind immer wieder Jobanfragen aus LA gekommen. Wir kehren zurück, weil wir hungrig sind nach Veränderungen und ich näher an den Leuten sein möchte, mit denen ich arbeite. Beide Städte haben ihre einzigartigen Vor-und Nachteile, so würde ich sagen, dass Berlin familienfreundlicher und günstiger ist und eine interessantere Geschichte hat. Dafür sind die Wintermonate sehr anstrengend, vor allem mit Kindern.LA, auf der anderen Seite, ist toll in Bezug auf das Wetter, die Strände, es ist das Zentrum der Filmindustrie und hat viele interessante Orte, wenn man weiß wo man sie findet. Der Verkehr und die öffentlichen Verkehrsmittel sind jedoch schrecklich und wir werden uns erst noch an das Schulsystem gewöhnen müssen.

Welcher von den zahlreichen Charakteren, die du entworfen hast, ist dein Liebling / der bedeutungsvollste und warum?

Ich glaube nicht, dass es einen Liebling gibt, aber ich bin wirklich froh, wie die Weißen Affen für John Carter aussahen und auch China Girl für die Fantastische Welt von Oz. Ich find, es gab eine gute Menge an Emotionen in der Darstellung von China Girl, dank dem Puppenspieler Philip Huber, der die Puppe gebaut hat, die ich als Referenz für den CG Charakter verwendet habe. Ich habe damals vorgeschlagen einen Puppenspieler zu benutzen, da ich dachte es würde ihr die Feinheiten geben, mehr zu sein als ein künstlicher Charakter.

Wie bist du zum Illustrieren gekommen? Was ist dein Hintergrund?

Ich zeichne schon seit meiner frühen Kindheit. Anstatt in die Kunst- oder Filmschule zu gehen, habe ich ein Praktikum in einem 3D-Animationshaus begonnen und wurde ein Vollzeit-3D-Modellierer / Animator und Konzeptkünstler. Es dauerte ein paar Jahre, bis ich müde wurde mit 3D-Software zu arbeiten und nahm all meinen Mut zusammen, um den Sprung zu einem Vollzeit-Illustrator zu machen. In diesem Gebiet gab es z der Zeit nicht viele interessante Jobs in Deutschland, aber durch die Empfehlung eines ehemaligen Kollegen landete ich eine Reihe von wirklich guten Illustration Jobs für Sega in London, und danach wurde ich von der Filmindustrie entdeckt.

Wie fühlte sich das erste Mal in LA an?

Zuerst war es einschüchternd, aber die Mehrheit der Leute war so freundlich und machte den Übergang wirklich einfach, sodass ich mich ziemlich schnell Zuhause fühlte. Seitdem wurde ich von dem Optimismus und der Macher-Mentalität der Leute, die ich in LA kennengelernt habe, angesteckt. Das ist etwas, dass ich in Deutschland sehr vermisse,  wo die Leute diese Art von Mentalität eher naiv und oberflächlich nennen würden.

Wie fühlt es sich an, immer wieder zwischen beiden Welten zu wechseln?

Ich fühle mich in beiden Welten Zuhause, aber der Umzug von LA nach Berlin fühlte sich erst einmal komisch an. Ich habe erwartet, dass es sich wie "nach Hause fahren" anfühlt, tat es aber nicht. Es war ein leichtes Gefühl der Leere, als ob ich etwas verloren hätte und ich mich nie wieder nur an einem Ort Zuhause fühlen werde.

Was ist die größte Herausforderung, wenn du in LA oder Berlin arbeitest?

Wenn ich in Berlin arbeite, fühlt es sich seltsam an so abgeschottet von den Leuten in LA zu sein, mit denen ich zusammen arbeite und Face to Face an Ideen zu arbeiten.So fühlt es sich an, als müsste ich alles alleine machen. In LA ist es schwieriger, sich auf persönliche Dinge zu konzentrieren, da es schwieriger ist zu Jobangeboten nein zu sagen. 

Was inspiriert deine Kreativität in Berlin und LA?

Ich beginne den Tag mit einem langen Spaziergang, um meine Gedanken zu sammeln, also ist die Gegend um unser Haus herum sehr wichtig für mich. Jetzt in Berlin überquere ich jeden Morgen diesen wunderschönen alten Friedhof mit vielen großen Drachen und Engel Skulpturen. Dahinter befindet sich ein Kanal mit einem geheimnisvollen, verlassenen Gebäude auf der anderen Seite. Hier ist es sehr einsam am Morgen. Der perfekte Weg, um den Tag zu beginnen! Es gibt viele dieser einzigartigen Orte in Berlin, aber auch eine große Anzahl von Museen, Ausstellungen und eine interessante Kunstszene, die eine ständige Inspirationsquelle sind.Die Natur um LA herum ist das, was hält meine Kreativität fließen lässt. Das Gefühl der Wüste auf dem Weg nach Joshua Tree , die Schönheit des Pacific Coast Highway und  die Aussicht auf den Ozean und die Stadt, die man von den Wanderwegen aus hat. Es ist so einfach, am Wochenende aus der Stadt zu kommen und sich wie im Urlaub zu erholen. Natürlich ist auch der Austausch mit inspirierenden Leuten, die in meinem Bereich arbeiten, ein großer Motivator, vor allem in LA.

Michael Kutsche ist ein preisgekrönter deutscher Künstler mit Sitz in Berlin. Er ist ein selbst erlernter Künstler, der sowohl mit traditionellen als auch digitalen Medien arbeitet. Sein Werke werden als eine erstaunlich lebensechte Darstellung von Parallelwelten beschrieben, die von seltsamen Charakteren handeln und an Filme, Comics, aber auch die flämische Renaissance Malerei erinnern.Sein einzigartiger Ansatz der phantasievollen Charakterdarstellung hat dazu geführt, dass er Charaktere für Tim Burtons "Alice im Wunderland" sowie "John Carter of Mars" unter der Regie von Andrew Stanton, "Das Dschungelbuch" unter der Regie von Jon Favreau, "Die fantastische Welt von Oz" unter der Regie von Sam Raimi und "Thor" unter der Regie von Kenneth Branagh entworfen hat.

Michael Kutsche

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